Wenn man letzte Woche lesen konnte „Kickers am Tiefpunkt“, so wurde diese Überschrift beim Punktspiel und Derby bei FC Eintracht Münchberg nochmals revidiert. Es geht nämlich sogar noch tiefer!
90 Minuten stand eine Selber Mannschaft auf dem satten Grün des Münchberger Sportplatzes, die bis auf wenige Ausnahmen Andy Schall, Alexander Seidel und der gut aufgelegte Julian Rietsch völlig von der Rolle war. Die jungen Spieler wie u.a. Yasin Vonzin wirkten von Beginn an verstört und unsicher und konnten somit keine Akzente setzen. In der Hintermannschaft gab es keinerlei Abstimmung, so dass sich TW Andy Schall und Mahsun Deniz ein überflüssiges Wortduell leisteten. Aus dem Mittelfeld heraus kamen keinerlei Bälle ins Zentrum. Mittelstürmer Ertac Tonka kam so überhaupt nicht ins Spiel und wenn er sich mal selbst das Leder im Mittelfeld holte, wurde er gleich von drei Gegenspielern attackiert. Eintracht Kepper Jonas Lang konnte sich das Duschen nach dem Spiel angesichts des herrschenden Wassermangels sparen. Zweimal musste er im ganzen Spiel zugreifen. Nicht nur die Art und Weise wie die Kickers das Derby angingen zeigt mehr als deutlich auf wo der Weg hingeht, sondern leider auch die ellenlange Verletzungsliste.
Nach Dominik Rewig (Knieschaden und Saisonende), Dominik Dotzauer (Leiste), Marius Kuhl (Schambein) und David Weidner (Sehnenanriss) ist bereits in der 10min. die alte Leistenverletzung bei Fabian Bösel wieder aufgebrochen und in der 58.min. musste nach einem Zusammenprall Julian Rietsch mit schwerer Fußverletzung gestützt den Platz verlassen. Er wird sicher auch länger pausieren müssen. Eralp Caliskan holte sich zudem bei einem Zweikampf an der Seitenlinie die rote Karte ab. Für alle
Beteiligten und auch Zuschauer eine absolut zu harte Auslegung des Schiedsrichters. Maximilian Christl und Sebastian Schirmer sind zudem im Urlaub.
Und als wäre das nicht schon alles, haben nach dem Schlusspfiff die beiden Trainer Martin Damrot und Stefan Rogler das Handtuch geworfen. Das ist das bekannte i-Tüpfelchen auf die derzeitige Situation der Selber. „Die Entscheidung war wohl überlegt und ist uns beiden sehr schwergefallen“, so die beiden Trainer. „Wir wollen mit dem Doppelrücktritt dem Team aber auch dem gesamten Verein einen neuen Impuls geben“, so die weitere Ausführung. Irgendwie hatte es den Anschein als sind beide mit ihrem Latein am Ende angelangt.
Das Spiel ist schnell erzählt. Münchberg war über 90 Minuten überlegen, erzielte bereits in der 10.min. dass 1:0 durch Lucas Köhler als man genau in die Schnittstelle der Abwehr spielte. Als die Kickers zwischen der 30. und 45.min. langsam begannen sich freizuschwimmen passierte genau das was es gilt zu verhindern. Mit dem Pausenpfiff das 2:0 per Nachschuss durch Michael Söllner. Als dann die Kickers nach der roten Karte und der schweren Verletzung von Julian Rietsch kurzzeitig sogar nur zu acht spielten das 3:0 erneut durch Torjäger Lucas Köhler. Den Schlusspunkt setzte in der 71.min. Jan-Ole Hüttemann, der kurz vor Ende mit einer klaffenden Kopfwunde lange behandelt werden musste. Der Schiedsrichter hatte ein Einsehen mit Selb und erließ ihnen die eigentliche achtminütige Nachspielzeit.
Wie es bei den Kickers in den nächsten Aufgaben weitergeht, steht zum jetzigen Zeitpunkt völlig in den Sternen. Derzeit jedenfalls sind einige Verantwortliche bedingt durch Urlaub nicht erreichbar. Die
Dringlichkeit ist natürlich vorhanden aber Entscheidung zu einem neuen Übungsleiter und auch zu notwenigen Verstärkungen müssen wohlüberlegt und abgewogen sein. So wie es derzeit bei den Kickers auf und neben dem Platz läuft kann es nicht weitergehen. Schnell wird man zur Schießbude der Liga und das will wohl keiner im Selber Süden. Aber auch außerhalb des Platzes muss sich schnellstens was ändern. „Wenn man ganz oben steht, hast du Hunderte von Helfer und Mitarbeiter, stehst du aber hinten drin verschwindet einer nach dem anderen und lässt den Verein im Stich“, so Wolfgang Achtziger vom Kickers Presseteam. Eine Tatsache, die sich leider nicht nur bei den Kickers breitmacht. Ein Verein braucht Mitarbeiter, auf die man sich verlassen kann und keine Mitläufer, die nur zum Brillieren da sind. Nur dann funktioniert es auch wieder mit dem sportlichen Erfolg.
Damit haben wohl die wenigsten in der Kreisliga gerechnet. Die Kickers holen beim Favoriten und Tabellendritten in Weißenstadt auf einem katastrophal bespielbaren Platz einen wichtigen Auswärtspunkt beim 1:1 und das am Ende auch nicht unverdient. Weißenstadt hatte schon die bessere Spielanlage aber die Kickers hielten hervorragend dagegen und standen vor allem in der zweiten Hälfte defensiv sehr gut. Die Führung für die Badstädter erzielte in der 23.min. Simon Fellermeyer mit einem satten 20m. Knaller. Der bestens aufgelegte junge Nachwuchsspieler Timucin Drechsler bewies nur acht Minuten später seine Torjägerqualitäten und netzte zum 1:1 ein. Weißenstadt erhöhte nach dem Wechsel den Druck. Mehr als zwei zurecht nicht gegebene Abseitstore aber sprangen nicht heraus. Am Ende hatte Weißenstadt auch nochmals Glück als Tom Zitterbart das Leder aussichtsreich verzog. Das Remis geht in Ordnung. Am kommenden Freitag kommt es im Thomas-Lang-Waldstadion um 18.30 Uhr zum Vergleich mit dem Absteiger FC Tirschenreuth. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen mit Ex-Kickerstrainer Udo Schnurrer und hoffentlich auch den ersten Dreier für die Kickers als Neuling in der Kreisliga.
Die Tabellenführung für die dritte Mannschaft der Kickers war in der A-Klasse greifbar nahe. Nur zugegriffen haben sie leider nicht. Mit 2:0 musste man sich beim FC Hohenberg/Schirnding geschlagen geben. „Wir hätten noch 24 Stunden spielen können und hätten auch da wohl kein Tor geschossen“, so die Aussage der Trainer. Torschützen für den Gastgeber waren Markus Legat schon in der ersten Minute und Paul Meichner. Nächsten Sonntag geht es um 13.00 Uhr in Selb gegen die zweite Mannschaft des TuS Erkersreuth.
Fotos: Kickers Selb