Vielen der 170 Zuschauer, die am Samstag ins Thomas-Lang-Waldstadion pilgerten, war eine gewisse Anspannung aber auch Vorfreude anzumerken. Letztendlich erhofften diese beim ersten Saisondreier unter dem neuen Chefcoach Mo Tamo live dabei zu sein. Als vom Stadionsprecher die Mannschaftsaufstellung vorgelesen wurde dann die ersten überraschten Blicke. Ja, wer ist denn der Nick Watzlawik bei den Kickers? Wo kommt der denn her? Keiner der Kickersfans hatte ihn wohl noch auf dem Schirm. Sehr lange war seine Verletzungspause nach dem dritten Kreuzbandriss und nun war auch er sehr überrascht, dass er gleich in der Startelf wieder auflaufen durfte. Es sei schon vorweggesagt, er machte seine Sache über 90 Minuten ausgezeichnet und wird sich garantiert noch steigern. Dies jedoch war nicht die einzige Überraschung. Mit der Nr. 8 lief ein Urgestein des Waldstadions ein. Es war Waldemar Schneider, der in Absprache mit Vorständen und Trainern der Kickers und Selb 13 noch vor Ende der Wechselperiode die Farben wechselte, um den Kickers beim Ziel Klassenerhalt zu unterstützen. Auch er war eine Bereicherung im Mittelfeld selbst wenn
auch ihm zum Ende des Spieles die Luft ausging.
Wie vermutet waren die Gäste aus Großschwarzenlohe nicht gewillt die erste Mannschaft zu sein die gegen Kickers Selb verlieren. Genauso starteten sie das Spiel um kamen in der Anfangsphase über die schnellen Außen mehrfach gefährlich vor das Tor von Andi Schall. Einer dieser Vorstöße fand in der 8.min. das Ziel. Über rechts setzte sich Daniel Pandel zu einfach gegen Bastian Winkler durch und passte auf den langen Pfosten. Dort musste Maximilian Takacs nur noch einschieben. In der 15.min. eine Szene zum Herzstillstand. Eine Flanke von links fand den Kopf von Takacs und TW Schall hielt mit einer Glanzparade sein Team im Spiel. In der 20.min. dann Jubel bei den Kickers. Nach über 300 Minuten endlich wieder ein Treffer für die Selber! Ein ruhender Ball ging durch Freund und Feind und fand den Kopf von Edu Root. TW Nikolai Sauernheimer konnte den Ausgleich nicht ver-hindern. Es folgte die beste Zeit der Kickers. Trainer Tamo erhöhte den Druck und brachte Fabian Bösel für den glücklosen Winkler. Root und Ertac Tonka vergaben gute Chancen. Die beste auf das 2:1 aber verpasste Tonka in der 42.min. Nach Foul von TW Sauernheimer an Schneider zeigte SR Jonathan Lorenz auf den Punkt. Der Elfer klatsche an den Außenpfosten und die Selber Trainer waren sich nach dem Spiel einig, dass dies eine ent-scheidende Szene war.
Nach dem Wechsel, Selb weiterhin spielbestimmend. Der Pechvogel des Tages Tonka setzte einen Kopfball drüber und in der 51. min. scheiterten Alex Seidel (Foto) und abermals Tonka aus kurzer Distanz am Pfosten. Mit zunehmender Spielzeit merkten die Zuschauer aber einen Kräfteverschleiß bei den Kickers. Viele Bälle wurden gerade im Mittelfeld leichtfertig vergeben und so musst man des Öfteren hinterherlaufen. Eine Tatsache, die auch dem neuen Cheftrainer nicht verborgen blieb. Aus dem Nichts dann urplötzlich der zweite Treffer für die Gäste. Seidel konnte zwar noch auf der Linie retten, doch der Nachschuss von Fabian Schäll fand den Weg ins Netz. Sollte es wieder nichts werden mit Punkten für die Kickers? Keiner glaubte mehr daran und die Zeit lief davon, zudem fand ein Kopfball von Schneider nicht sein Ziel. Dann aber doch noch der Ausgleich. Die beiden besten Selber Rietsch mit Flanke und mit aller Gewalt ein Kopfball von Seidel ins untere Toreck brachten das völlig verdiente Remis. Ein Last-Minute Treffer für die Moral der Kickers, denen nun am kommenden Freitag das wohl einfachste Spiel der Saison bevorsteht. Dann muss man beim Aufstiegsfavoriten Neu-drossenfeld antreten.
In der Kreisliga Süd begrüßten die Kickers als Tabellenletzter den Tabellenersten vom VfB Arzberg. Nach der 0:7 Klatsche in Waldsassen erwarteten die Zuschauer wohl ein weiteres Fiasko. Doch es sollte zunächst ganz anders werden. Die Kickers haben die Niederlage aus den Köpfen gebracht und standen gegen die Gäste diszipliniert defensiv. Arzberg mit seinen Topleuten Martin Brunner und Korbinian Lang fanden kein Durchkommen und man traute seinen Augen nicht als ein Schuss von Emre Kutbay fast die Führung für Selb brachte. Natürlich war der VfB spielbestimmend und hatte mit zunehmender Spielzeit auch mehr vom Spiel. Gegen Brunner riskierte TW Florian Michaelis Kopf und Kragen. Er hielt aber das überraschende 0:0 zur Halbzeit fest.
Der VfB erhöhte nach dem Wechsel das Tempo und die Kräfte der tapfer kämpfenden Selber, die ohne ihren Mittelstürmer Marco Siniawa antreten mussten, schwanden mehr und mehr. Das überfällige 0:1 erzielte Brunner in der 53.min. und er traf auch zehn Minuten später nach Zuspiel von Florian Graf zum 0:2. Das Spiel war gelaufen. Lang, Ralf Dörr und abermals Brunner waren verantwortlich für den letztendlich verdienten 0:5 Sieg des ersatzgeschwächt angetretenen Tabellenführers in einem sehr fairen Spiel.
Das A-Klassen-Punktspiel Kickers III – SC Grünhaid wurde wegen der Personalsituation bei den Selbern abgesagt.
Fotos: Kickers Selb